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Austauschschülerin mit Freunden vor Landschaft in Ecuador

Mein zweites Zuhause

Erfahrungsbericht von Ronja, Austauschjahr in Ecuador

Wir haben nicht viel, aber unser Herz ist groß. Das sagt meine „Abuelita“ (Oma) immer und es ist wahr. Wir, meine Gastfamilie und ich, wohnen mit 6 Personen in einem Haus mit 4 Schlafzimmern, Küche, Bad, Esszimmer und einem „Patio“ (Innenhof). Hier sitzt meine „Abuelita“ auf einem Hocker, schält Kartoffeln und schimpft mit den Hunden, die durch die Gegend tollen. Aus einem Zimmer ist Salsa Musik zu hören, aus einem anderen ein laufender Fernseher. Ich hänge mit meiner Tante Wäsche auf und bin mal wieder überwältigt davon, dass ich hier am Äquator tatsächlich eine zweite Familie, viele neue Freunde und ein zweites Zuhause gefunden habe.

 

Immer etwas zu feiern

In den letzten Monaten habe ich Ecuador kennen und lieben gelernt. Das Land ist unglaublich vielfältig: Vom tropischen Regenwald bis hin zu Gletschern lässt sich hier alles finden. Ich habe noch nie so viele verschiedene Früchte gesehen und auch die Menschen sind ganz unterschiedlich. In meiner Schule sitze ich z.B. mit Mestizos, Indígenas und Schwarzen in einem Klassenraum. Am beeindruckendsten finde ich aber, dass es hier immer etwas zu feiern gibt. Sei es der Geburtstag der Stadt, Muttertag, Weihnachten, Karneval oder die „Juegos internos“ (schulinterne Sportwettkämpfe). Und für jedes dieser Ereignisse gibt es eine eigene Tradition. An Silvester haben wir z.B. Puppen aus Stroh verbrannt, um so die bösen Geister des vergangenen Jahres zu vertreiben. An Karneval konnte ich kaum über die Straße gehen, ohne von irgendwo mit einer Wasserbombe beworfen zu werden. Und zu Ostern kam zwar nicht der Osterhase, dafür haben wir aber die „Fanesca“, das traditionelle Osteressen, zubereitet. Wenn es gerade nichts zu feiern gibt, dann steht auch einem spontanen Ausflug ins Grüne oder einem Fußballspiel im Park nichts im Wege. Ich habe hier so viele unternehmungslustige Freunde und „Primos“ (Cousins) – hier wird jeder, der auch noch so entfernt zur Verwandtschaft gehört als „Primo“ (Cousin) bzw. „Tío“ (Onkel) bezeichnet – dass mir nie langweilig wird.

 

Nationalhymne singen in der Mädchenschule

Die meisten Freunde habe ich in der Schule gefunden. Ich gehe auf das Colegio Ibarra, eine reine Mädchenschule. In Ecuador ist es üblich, dass Mädchen und Jungen auf separate Schulen gehen. Auch Schuluniformen sind fast überall Pflicht. Im Unterricht meldet man sich nicht und jeden Montag müssen wir uns im Schulhof aufstellen und die Nationalhymne und die Schulhymne singen. Zu Anfang hat mich all das ziemlich verwirrt, vor allem, als ich noch kein Spanisch verstand. Aber meine Mitschülerinnen haben sich immer um mich gekümmert, mir alles erklärt – im Zweifelsfall mit Händen und Füßen – und mich überall hin mitgenommen. Jetzt gehört das Schulleben zu meinem Alltag und ich bin stolz darauf, eine „Chiva“, wie die Schülerinnen meiner Schule oft genannt werden, zu sein.

 

Meine Freunde und meine ecuadorianische Familie haben mich so herzlich und selbstverständlich in ihre Mitte aufgenommen, dass ich heute sage: Im Herzen bin auch ich Ecuadorianerin.

Ronja mit Freunden und der Flagge Ecuadors

Ronja mit Freunden und der Flagge Ecuadors

Ronja in der Schule

Ronja in der Schule

Ronja mit ihren Gastschwestern

Ronja mit ihren Gastschwestern

Ronja mit ihrer Gastfamilie

Ronja mit ihrer Gastfamilie

Bootsausflug

Bootsausflug

Bei einer Sportveranstaltung

Bei einer Sportveranstaltung