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Austauschschülerin Lisa mit ihrer Gastfamilie in Thailand

Herzlichkeit, wohin man schaut

Erfahrungsbericht von Lisa, Austauschjahr in Thailand

Seit vier Monaten lebe ich jetzt schon im Land der Sonne, des Lächelns und der Elefanten: Thailand. Die meisten Menschen wissen nicht mehr als das, und selbst ich wusste vor meiner Anreise nicht sonderlich viel über Thailand. Wenn man an Thailand denkt, hat man vielleicht Strände oder Bangkok im Kopf, aber ich durfte noch mehr schöne Seiten entdecken.

Ankunft in der Fremde

Nach neun Stunden Flug kamen die anderen Austauschschüler und ich endlich in Bangkok an. Es war ein komisches Gefühl, da zu sein und zu wissen, dass man die nächsten zehn Monate hier verbringen wird. Alles fühlte sich zuerst so fremd an. Die Schrift, die ich noch nicht entziffern konnte, die Sprache um einen herum, an die ich noch nicht gewöhnt war, und die Menschen, die um einen herum waren. Die erste positive Überraschung in Thailand war der Besuch eines 7-Eleven-Ladens am Flughafen. Es war nicht nur, dass ich das erste Mal thailändische Snacks gesehen habe, es waren vor allem die Preise, die mich wirklich überrascht haben. Umgerechnet ungefähr 25 Cent für Getränke und nicht mehr als einen Euro für mehr als die Hälfte aller Süßigkeiten. Alles war so unglaublich günstig, dass ich mein Glück kaum fassen konnte. Ich habe mich noch an Ort und Stelle mit unbekannten Dingen vollgepackt. Als wir dann das Flughafengebäude verlassen haben, hat uns ein heißer Luftstoß mit gefühlt 100% Luftfeuchtigkeit begrüßt. Nach einigen Sekunden hatte ich mich aber einigermaßen daran gewöhnt und mittlerweile habe ich die thailändische Hitze eigentlich ganz gern. Die zweite Sache, die mir aufgefallen ist und welche ich vorher nicht gewusst habe: Thailand hat Linksverkehr. Leider muss ich zugeben, dass ich nach all der Zeit immer noch an der falschen Seite einsteige. Manche Dinge lassen sich wohl nicht so schnell verlernen.

Wir sind dann also alle zusammen zu unserem YFU Camp gefahren und konnten auf der Hinfahrt entdecken, wie sehr Thais das königliche Haus und ihr eigenes Land verehren, erfahren, wie lange es in Bangkok dauert, von A nach B zu kommen, und sehen, wie viele streunende Hunde es gibt. Am ersten Abend unserer Ankunft haben wir alle thailändisches Essen serviert bekommen. Für mich war es das erste Mal und es war interessant zu schmecken, wie viel schärfer als deutsches Essen es doch ist. Thailand – wie ich am ersten Tag erfahren habe – war also fast das Gegenteil von Deutschland und ich wusste, dass meine Zeit in Thailand ein Abenteuer werden wird.

 

Die Sprache

Als ich nach Thailand kam, wusste ich so gut wie nichts über die Sprache. Die Dinge, die ich mir zu Hause durchgelesen hatte, haben mir im Endeffekt nicht viel gebracht und lesen konnte ich überhaupt nicht. Ich konnte die Sprache mit keiner mir bekannten vergleichen und somit auch beim Zuhören kein einziges Wort erraten. Ich kam mir ehrlich gesagt ein bisschen verloren vor, vor allem als ich mich nach einigen Wochen nur spärlich verbessert hatte. Im zweiten und dritten Monat habe ich dann langsam gelernt, meine Wünsche und Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen, neue Vokabeln konnte ich mir trotzdem immer noch schwer merken. Jetzt im vierten Monat merke ich, wie alles viel leichter wird, und ich kann mich auch endlich mit meiner Gastmutter unterhalten und die Beziehung zu meinen Schulfreunden verstärkt sich mehr und mehr mit meinen Sprachfähigkeiten. Verstehen, wenn jemand mit mir redet, ist trotzdem noch ein Stück schwerer, aber ich bin mir sicher, dass auch das von mit der Zeit leichter wird.

Meine Familie, meine Lehrer und meine Schulfreunde haben mir auch viel mit der Schrift geholfen, sodass ich nach fast zwei Monaten schon die meisten Buchstaben im Alphabet kannte, nach drei die Vokale durchblickt habe und jetzt nach vier Monaten das meiste richtig lesen kann, vor allem die Wörter, die ich schon kenne.

 

Herzliches Willkommen

Am gespanntesten war ich auf meine Familie. Ich hoffte, dass wir uns verstehen würden, und dass meine Gastfamilie eine neue zweite Familie werden würde. An dem Tag, an dem ich sie zum ersten Mal treffen würde, war ich so aufgeregt und zum Glück haben sich alle meine Sorgen erübrigt. Alle meine neuen Familienmitglieder kamen sofort sympatisch rüber und als mich meine Gastmutter sofort in den Arm genommen hat, wusste ich, dass meine Familie die richtige ist. Meine Familie besteht aus vier Familienmitgliedern: Mutter, Vater und zwei Gastschwestern, eine lebt in Bangkok und mit der anderen teile ich mein Zimmer und wir gehen in dieselbe Klasse. Nach vier Monaten liebe ich sie alle. Nach vier Monaten kann ich auch endlich mehr mit meinen Gasteltern reden. Ich fühle mich wie ihr drittes Kind und sie behandeln mich auch so. Wenn ich mit meinen Gastschwestern unterwegs bin, sind wir wie drei Geschwister. Natürlich ist nicht pausenlos alles perfekt, aber ich fühle mich wohl in meiner Familie und ich spüre wie das Verhältnis mit jeder Woche stärker wird.

 

Thailändische Schule und erste Freundschaften

Nach dem ersten Wochenende mit meiner Familie musste ich auch schon in die Schule. Einen Tag vor Schulbeginn habe ich mit meiner Familie meine Schuluniform gekauft und meine Gastmutter hat mir gezeigt, wie ich sie bügeln muss; ordentlich auszusehen ist nämlich sehr wichtig. Auf dem Weg zur Schule machte ich mir viele Gedanken, wie ich zum Beispiel bei meinen neuen Klassenkameraden ankommen würde oder über die Rede, die ich vor der ganzen Schule halten musste. Meine Schule hat 2.900 Schüler, was in Thailand eine relativ normale Schulgröße ist. Im Nachhinein hätte ich alles sagen können. Von der ersten Sekunde an war jeder aufgeregt mich zu sehen. Noch aufgeregter als ich, hatte ich das Gefühl. Ich hörte eine Menge Geflüster um mich herum und vor allem das Wort „Farang“, welches einen Westler bezeichnet. Die Mutigen fragten sogar nach Fotos mit mir. Ich war sowas wie ein Star und es gab keinen Grund mehr, schüchtern zu sein. Nach vier Monaten hat sich nur wenig verändert. Die Mehrheit aller Schüler begrüsst mich und es gibt immer noch Schüler, die noch kein Foto mit mir haben. Ich habe auch schon einen engen Freundeskreis. Die ersten Monate waren mir alle noch relativ fremd und ich war traurig, dass ich nie richtige Freunde finden würde, aber jetzt sieht alles anders aus. Ich habe genauso viel Spass mit meinem Freunden hier wie mit meinen Freunden in Deutschland. Man muss sich nur darauf einlassen und vor allem hat mir geholfen, nicht mehr so viel Kontakt zu meinen deutschen Freunden zu haben. Ich will mir jetzt schon nicht vorstellen, dass ich alle schon in fünf Monaten verlassen muss. Ich und meine Freunde sehen uns jeden Tag auch nach der Schule und auch manchmal am Wochenende.

 

Freizeit in Thailand

Besondere neue Hobbys habe ich nicht. Eine meiner liebsten Beschäftigungen nach der Schule ist jedoch, den Markt zu besuchen. Es gibt so viele Dinge zu sehen und zu entdecken. Mit meiner Familie gehe ich meistens auf den Essensmarkt, an dem es die verschiedensten Gerichte, eingetütet zum zu Hause Essen, Früchte und Gemüse gibt. Mit meinen Freunden gehe ich abends oft auf den Nachtmarkt, auf dem man thailändische Mode, Kosmetik und manchmal sogar Welpen bestaunen kann. Alles ist unvorstellbar günstig und die Qualität ist auch nicht schlecht. Jedes Wochenende wasche ich meine Wäsche und bügle sie. Hätte ich mir in Deutschland nie vorstellen können, jedoch gehört es hier einfach dazu und unheimlich schwer ist es ja wirklich nicht. An manchen Wochenenden oder Tagen fahren meine Familie und ich zu meiner Gastschwester nach Bangkok, das sind immer einige der schönsten Momente, da Bangkok so aufregend ist und es immer neue Stellen zu bestaunen gibt.

Alles in einem ist mein Austauschjahr bis jetzt sehr gut gewesen, nicht immer perfekt, aber niemand hat ein perfektes Leben. Ich fühle mich weniger als eine Austauschschülerin, sondern immer mehr als normale Schülerin. Ich setze mich nicht mehr so viel unter Druck wie am Anfang, sondern versuche einfach, die Dinge auf mich zukommen zu lassen. Bis jetzt klappt das ziemlich gut und ich hoffe und weiß, dass meine restlichen Monate keine Verschwendung, sondern eine Bereicherung sein werden.

Lisa mit ihrer thailändischen Gastfamilie

Lisa mit ihrer thailändischen Gastfamilie

Lisa mit ihrer thailändischen Schulklasse

Lisa mit ihrer thailändischen Schulklasse

Lisa mit ihren Schulfreundinnen

Lisa mit ihren Schulfreundinnen

Lisa mit ihrer Gastfamilie

Lisa mit ihrer Gastfamilie

Lisa hält einen Vortrag in ihrer Schule

Lisa hält einen Vortrag in ihrer Schule

Lisa in Thailand

Lisa in Thailand