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Austauschschülerin Ulrike mit Freunden in Krakau

Zwölf Speisen zu Heiligabend

Erfahrungsbericht von Ulrike, Austauschjahr in Polen

Wenn Freunde und Bekannte an Polen denken, kennen sie meist nur den Markt direkt hinter der Grenze und sind somit von Vorurteilen eingenommen. Dass der große Rest von Polen aber ganz anders aussieht, ist vielen nicht bewusst. Ich hatte im vergangenen Schuljahr die Möglichkeit, dieses Land von einer anderen Seite kennen zu lernen.

 

Polnisch für Anfänger

Polnisch ist für Anfänger eine relativ komplizierte Sprache. Wenn man sich jedoch damit beschäftigt, kann man sich nach einigen Monaten schon recht gut verständigen. Meine Gastfamilie hat mich beim Abendessen immer nach den Bezeichnungen der Gegenstände gefragt, die auf dem Tisch standen und an Geräte und Möbelstücke wurden Haftnotizen mit den entsprechenden Namen geklebt. Polnisch ist keine Allerweltssprache, aber ich habe feststellen dürfen, dass sie vielen Sprachen ähnlich ist, und ich nun auch Sprachen wie Russisch, Tschechisch und Slowakisch verstehe.

 

Die polnische Schule

Die erste Zeit in der Schule war ehrlich gesagt etwas gewöhnugsbedürftig und anstrengend, aber durch die Aufgeschlossenheit meiner Mitschüler und das Entgegenkommen der Lehrer konnte ich mich trotz der noch vorhandenen Sprachbarriere zurechtfinden und integrieren. Meine Klasse bestand mit mir aus 34 Schülern, was für deutsche Verhältnisse doch relativ groß ist. Ich ging auf ein Liceum, was einem deutschen Gymnasium gleichkommt, das Schüler im Alter von 16 bis 20 besuchen. Die Schule, die ich besuchte, hatte noch ein Technikum, wobei man ein Jahr länger bis zum Abitur braucht, aber schon eine gewisse berufliche Erfahrung erhält - beispielsweise durch ein Praktikum.

Die Jugendlichen sind bis zum Abitur in einem Klassenverband, wobei jede Klasse ein bestimmtes Profil hat. In meiner Klasse waren es Mathe und Englisch. Im weiteren Gegensatz zu Deutschland hatte ich Religionsunterricht in der Schule, wodurch ich die Kultur besser kennen lernte, da die Kirche in Polen eine große Rolle spielt. An meiner Schule gab es kein warmes Mittagessen, dafür wurde zu Hause immer gekocht.

 

Ein ganz besonderer Heiligabend

Bräuche werden in Polen noch sehr geschätzt und die Familie steht im Vordergrund, so werden auch Feiertage gemeinsam verbracht. Heiligabend hat mich besonders beeindruckt. Bereits zwei Tage vorher wird das Haus so gründlich gereinigt, dass man vom Fußboden essen könnte, außerdem wird schon mit dem Backen begonnen. Am Heiligenabend selbst wird bis zum frühen Abend gefastet. Wenn dann alle in ihrer besten Kleidung frisch geduscht versammelt sind, werden Oblaten geteilt und man spricht sich gegenseitig Wünsche zu. Anschließend wird eine Bibelstelle vorgelesen, bei mir hat meine älteste Gastschwester diesen Part übernommen.

Danach geht es dann ans Essen. Fleisch gibt es an diesem Tag nicht. Aber dafür genug andere Gerichte, die den Magen mehr als nur füllen. Traditionsgemäß soll es am Heiligenabend 12 verschiedene Speisen geben. In meiner Familie wurden 7 zubereitet und auch das war mehr als genug. Karpfen ist sehr weihnachtstypisch. Anschließend haben wir gemeinsam Weihnachtslieder gesungen und sind um Mitternacht zur Messe gegangen.

 

Was dich nicht umbringt, macht dich stärker!

Wenn ich gerade nicht für die Schule gelernt habe, konnte man mich dreimal pro Woche beim Karatetraining vorfinden, was mir – trotz Blutergüssen - sehr viel Spaß gemacht hat. Beim Karate habe ich gelernt: Co Cie nie zabije to Cie wzmocni! (Was dich nicht umbringt, macht dich stärker). In Polen hatte ich auch die Möglichkeit an einem Tanzkurs teilzunehmen, was ich sehr genossen habe, weil ich beim Tanzen so richtig gute Laune bekomme.

Insgesamt bin ich sehr glücklich über mein Jahr in Polen und bereue es keinen Moment.

Ulrike mit Freunden in Krakau

Ulrike mit Freunden in Krakau

Die polnische Stadt Czestochowa

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Beim Re-Entry in Sopot auf der Mole

Beim Re-Entry in Sopot auf der Mole

In der polnischen Stadt Gdansk (Danzig)

In der polnischen Stadt Gdansk (Danzig)