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Ein Austauschschüler aus Georgien

"Zurück in Moldawien möchte ich auch andere Jugendliche für ein Austauschjahr begeistern"

Familie Westerfeld und Nicu aus Moldawien über ihre gemeinsamen Austauscherfahrungen

YFU: Warum habt ihr euch dafür entschieden, Gastfamilie zu werden?

Fam. Westerfeld: Als unsere Tochter 2015/16 mit YFU nach Costa Rica gegangen ist, hatten wir ein Zimmer frei und haben uns überlegt, dass es schön wäre, jemanden aufzunehmen. Da wir noch zwei Söhne haben, dachten wir, es wäre nett, einen Jungen aufzunehmen. Wir haben dann Marcelo aus Mexiko für ein Jahr aufgenommen und mit ihm sehr gute Erfahrungen gemacht. Unsere Tochter hat sich dann gewünscht, dass wir auch mal einen Austauschschüler aufnehmen, wenn sie da ist und deswegen wohnt in diesem Jahr Nicu aus Moldawien bei uns.

 

YFU: Ihr habt euch also nochmal für einen Jungen entschieden?

Fam. Westerfeld: Ja, und das sehr bewusst! Ich möchte an dieser Stelle mal eine Lanze für Jungs brechen: Mein Eindruck ist, dass Jungen oft unkomplizierter sind als Mädchen und mit klaren Vereinbarungen gut umgehen können. Wichtig ist natürlich immer die Kommmunikation. Aber wenn die Schüler verstehen, warum sie z.B. etwas nicht dürfen, nämlich weil wir verantwortlich sind oder uns Sorgen machen, dann klappt das in der Regel auch gut. Und wenn nicht, müssen sie eben auch die Konsequenzen tragen, was bei uns aber eigentlich nicht vorkam.

YFU: Nicu, warum hast du dich für ein Austauschjahr in Deutschland entschieden?

Nicu: Zum einen hat mein großer Bruder 2008/09 selbst ein Austauschjahr in Deutschland verbracht und mir immer von seinen tollen Erfahrungen vorgeschwärmt. Deutsch ist meine vierte Fremdsprache und ich hatte Lust, sie besser zu lernen und wollte generell auch einfach mal ganz neue Erfahrungen sammeln.

YFU: Was ist der größte Unterschied zwischen deinem Leben in Moldawien und deinem Leben als Austauschschüler in Deutschland?

Nicu: Ich habe hier viel mehr Freizeit als in Moldawien, obwohl ich neben der Schule noch mehrere Hobbies habe. Das deutsche Essen ist auch ganz anders: mein Bruder hat mich vorgewarnt und meinte, dass ich das Essen hier bestimmt nicht mögen würde. Aber ich mag es echt gerne, sogar, dass es morgens und abends Brot gibt!

Die deutsche Kultur ist auch sehr anders als die moldawische: die Deutschen sind sehr organisiert, wirken aber auch oft etwas kalt. Als ich neu in der Schule war, waren alle nur die ersten ein bis zwei Wochen an mir interessiert. Ich bin aber aktiv auf Leute zugegangen und habe so Freunde gefunden. Meinen 18. Geburtstag habe ich dann groß mit ihnen gefeiert.

Auch sehr anders ist die Art und Weise, auf welche Familienfeste gefeiert werden: In Deutschland wird Weihnachten sehr groß gefeiert und es gibt viele Geschenke. In Moldawien hingegen trifft sich an Weihnachten zwar die ganze Familie zum Essen traditioneller Gerichte, Geschenke werden aber nicht ausgetauscht. Ich finde es spannend, dass in Deutschland Traditionen großgeschrieben werden – so sind beispielsweise alle Jugendlichen trotz schlechten Wetters zum Osterfeuer gegangen.

YFU: Was ist das lustigste Erlebnis, das ihr als internationale Familie erlebt habt?

Fam. Westerfeld: Da gibt es einige nennenswerte Ereignisse: Einmal hat Nicu beispielsweise Besuch von einem befreundeten Austauschschüler aus Frankreich bekommen, mit dem wir dann zusammen bis spät in die Nacht am Küchentisch saßen und über länderspezifische Merkmale, verschiedene Lebensweisen und Vorurteile geredet haben. Das war lustig - und vor allem sehr verbindend. 

Auch in Erinnerung geblieben ist uns Ostern, das wir mit der gesamten Familie gefeiert haben. Dabei durfte auch die traditionelle Ostereiersuche nicht fehlen. Das war komplett neu für Nicu, und er konnte mit den „Eier-Such-Profis“ natürlich nicht mithalten.

YFU: Würdet ihr ein Austauschjahr aus der Sicht einer Gastfamilie weiterempfehlen?

Fam. Westerfeld: Ja, und zwar für jeden. Es ist sehr bereichernd, sich mit einer Person aus einem anderen Land auszutauschen und dabei Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen zu entdecken. Natürlich muss man sich auch erstmal aneinander gewöhnen - und das in beide Richtungen.

YFU: Würdest du ein Austauschjahr ebenfalls weiterempfehlen?

Nicu: Auf jeden Fall! Mein Austauschjahr hier neigt sich leider dem Ende zu – ich kann aber jedem nur empfehlen, diese tolle Erfahrung selbst zu machen.

Wenn ich zurück in Moldawien bin, werde ich mich dafür einsetzen, andere moldawische Jugendliche für ein Austauschjahr zu begeistern!

Familie Westerfeld mit Nicu

Familie Westerfeld mit Nicu