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Hinter den Kulissen | GaliGrüadGs | Interview

GaliGrüadGs im März 

Im Gespräch mit Adrian Berger 

 

Interview: Julia Kastner

 

März 2024

 

 

Steckbrief 

 

Austausch: Kein Austauschjahr, aber dafür eine mehrmonatige Indonesienreise 

YFU-Biographie: seit 2017 als hauptamtlicher Referent für Marketing und PR

… hat schon bei YFU gemacht: regelmäßig an ÖA-Workshops teilgenommen. 

... möchte noch machen: Vorbereitungstagung  

Lieblingslila: sattes YFU-Lila 


  

Purpose statt Profitmaximierung. Im Interview spricht Adrian über seine berufliche Sinnsuche, persönliche Höhepunkte und seinen unerschütterlichen Glauben an das Gute.

 

Hallo Adrian,

Wer bist du und welche Rolle hast du derzeit bei YFU?

 

Hallo, ich bin Adrian. Seit fast sieben Jahren  arbeite ich bei YFU im Bereich Marketing und Public Relations. Seit Beginn mache ich Werbung für unser Entsendeprogramm und bin dafür verantwortlich, dass wir genügend Teilnehmende haben.

 

 

Wie bist du zu YFU gekommen?

 

Ich bin über ein Jobportal auf YFU aufmerksam geworden. Bei meiner damaligen Agentur war ich ziemlich unglücklich und vor allem stellte sich mir die Sinnfrage. Ich wollte meine Energie und Zeit in etwas investieren, was ich für wichtig und sinnvoll halte, anstatt nur irgendwelchen Firmen bei der Profitmaximierung zu helfen. Ich habe mich dann bei einigen NGOs und gemeinnützigen Vereinen beworben und bin schließlich bei YFU fündig und glücklich geworden.

 

Fun Fact: Fast hätte es mit YFU nicht geklappt, weil YFU sehr kurzfristig auf der Suche war und ich noch in meinem alten Vertrag steckte und diesen erfüllen musste. Dann wurde jemand anderes eingestellt. Zweieinhalb Monate später, ich war gerade aus der Agentur raus und weiter auf Jobsuche, klingelte das Telefon und meine Chefin Susanne fragte mich, ob ich immer noch auf der Suche sei - denn mein Mitbewerber, der an meiner Stelle eingestellt worden war, hatte noch in der Probezeit die Zusage für seinen Traumjob bekommen. Irgendwie sollte es so sein.

 

 

Wie sieht dein typischer Arbeitsalltag aus und was gefällt dir daran? 

 

Einen typischen Arbeitsalltag gibt es nicht wirklich. Meine Aufgaben sind immer sehr jahreszyklisch. Während der Bewerbungssaison von April bis März und entlang des Schuljahres gibt es verschiedene Tätigkeiten, auf die ich meinen Fokus lege.

 

Zu Beginn der Bewerbungssaison im Frühjahr kümmere ich mich zum Beispiel um unsere Printmaterialien, die Website und das Intranet und stelle sicher, dass diese auf dem neusten Stand sind. Sobald im Herbst das neue Schuljahr beginnt, bin ich damit beschäftigt, viele Mailings zu verschicken, um Schulen und andere Institutionen über unsere Programme zu informieren und sie für uns zu gewinnen. In den Sommerferien habe ich in der Regel etwas mehr Luft und kann mich mit strategischen Themen befassen und an etwas größeren Stellschrauben drehen.

 

An meinem Job gefällt mir, dass er abwechslungsreich ist. Einerseits kann ich kreativ sein und meinen Sinn für Ästhetik einbringen. Auf der anderen Seite habe ich viel Kontakt nach außen und arbeite mit den unterschiedlichsten Zielgruppen zusammen. Es wird also nie langweilig.  

 

 

Von der PR-Agentur in eine gemeinnützige Organisation. Zuletzt hast du mit großen Marken zusammengearbeitet und deinen Kund*innen Projekte gepitcht. Eine Rolle, die dir nicht sehr viel Erfüllung gegeben hat. Erst später hast du bei YFU deinen Sinn gefunden: Was genau macht die Arbeit bei YFU für dich so sinnvoll?

 

Das Sinnstiftende an meiner Arbeit ist, dass ich den positiven Einfluss, den der Austausch auf die persönliche Entwicklung der Jugendlichen hat, im Kontakt mit den Teilnehmenden und den Ehrenamtlichen hautnah miterleben kann. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel selbstbewusster und selbstständiger die Jugendlichen aus ihrem Auslandsjahr zurückkommen. Sie haben einen viel reiferen Blick auf die Welt und unsere Gesellschaft. Ihre Erfahrungen bringen sie mit in unsere Gemeinschaft ein und machen damit die Welt ein Stückchen besser.  

 

 

Was sind deine Highlights aus der bisherigen Zeit bei YFU?

 

Zu meinen beruflichen Highlights zählt auf jeden Fall die Entwicklung der Plattform Austauschjahr.de. Diese durfte ich 2018 gemeinsam mit dem Marketingbeirat des AJA (Dachverband für gemeinnützigen Jugendaustausch) und einer Digitalagentur mitkonzipieren. Die Herausforderung, die vielen Einzelinteressen der verschiedenen AJA-Organisationen unter einen Hut zu bringen und gleichzeitig an einem Strang zu ziehen, um unser gemeinsames Ziel zu erreichen, war dabei besonders spannend. Das war nicht immer einfach. Aber von der engen Zusammenarbeit und dem Austausch mit den anderen Organisationen habe ich sehr profitiert.  

 

Sehr lehrreich war für mich auch die erste Zeit im Corona-Lockdown. Von heute auf morgen haben wir unsere Arbeitsweise auf Krisenkommunikation umgestellt. Am Anfang fuhren wir immer auf Sicht. Nach und nach haben wir unsere Kommunikation der neuen Realität und den laufend gewonnenen Erkenntnissen angepasst. Daraus haben wir neue Strategien, Routinen und Kommunikationsmittel entwickelt. Das war für uns als Verein unfassbar herausfordernd, aber aus Arbeitssicht habe ich viel gelernt in der Zeit.

 

Zu meinen persönlichen Highlights zähle ich zum Beispiel meine Reisebegleitung nach Australien und die vielen tollen (ehemaligen) Kolleg*innen, die ich heute zu meinen guten Freund*innen zähle. Auch die Tatsache, dass ich die Mutter meiner Tochter bei YFU kennenlernte, gehört natürlich zu den Höhepunkten.

 

 

Imagine: Wenn du heute ein Austauschjahr machen könntest – wo würde es für dich hingehen? Warum? 

 

Mein Sehnsuchtsland wäre wohl Indonesien. Dort bin ich nach meinem Studium herumgereist und habe Land und Leute lieben gelernt. Insgesamt reizt mich Südostasien sehr. Leider haben wir Indonesien nicht im Portfolio, daher würde ich mich wahrscheinlich für Thailand entscheiden.

 

Wir predigen unseren Schüler*innen immer, dass sie mehr als ein Land angeben sollen. Denn je mehr Länder man auswählt, desto größer ist die Chance, einen Platz in unserem Programm zu bekommen. Deshalb würde ich wahrscheinlich einige lateinamerikanische Länder auf meine Liste setzen, allen voran Chile. Ein Land, in dem ich noch nicht war und das mich kulturell und landschaftlich sehr reizt. Hauptsache, es ist sonnig und warm (lacht).

 

 

Was hält dein Licht am Brennen? 

 

Ich weigere mich zu glauben, dass die Welt so schlecht ist, wie sie uns manchmal beim Blick in die Medien erscheinen mag. Ich habe so viele großartige und inspirierende Menschen um mich herum, die Gutes tun und die Welt durch ihr bloßes Dasein ein bisschen besser machen. Ich bin mir sicher, dass es viele Menschen auf der Welt gibt, die genauso denken und fühlen. Es gibt viele inspirierende und ermutigende Nachrichten und schöne Geschichten von Zusammenhalt. Man muss nur die Augen offenhalten. Das gibt mir sehr viel Hoffnung und hält mein Licht am Brennen. Dennoch ist es für mich ein Balanceakt sich nicht vor schlechten Nachrichten verschließen, und gleichzeitig nicht davon überwältigt zu werden, sondern auch die positiven Dinge im Leben zu sehen.

 

 

💜 Vielen Dank für das Interview, lieber Adrian!