Über den Wert der Mitgliedschaft —
ein Interview mit Sebastian Lindt
26. Januar 2023
Sebastian Lindt ist seit seiner Rückkehr als Austauschschüler aus den USA (2012/2013) sowohl Mitglied als auch Ehrenamtlicher bei YFU.
Wir haben mit ihm über den Wert, den die Mitgliedschaft für ihn und den Verein hat und seine Motivation, YFU als Mitglied und als Ehrenamtlicher mitzugestalten und zu unterstützen, gesprochen.
Lieber Basti,
seit Ende 2013, also wenige Monate nach Deiner Rückkehr aus Deinem Austauschjahr in den USA bist Du Mitglied bei YFU und engagierst Dich im EP, mittlerweile seit fast 3 Jahren im EP-Rat und im Vorstand Deiner Landesgruppe Hamburg, zwischenzeitlich auch in der ATS-Flughafenbetreuung und auf diversen VBTs, NBTs und KLTs. Welche Entwicklungen bei YFU haben Dich in den Jahren Deiner Mitgliedschaft bewegt, wo warst Du froh, als Mitglied ein Stimmrecht zu haben und hast dies gerne genutzt?
Generell finde ich die Mitgliedschaft eine gute Sache, um große Prozesse im Verein mitzubekommen und man hat als Mitglied die Möglichkeit, mitzudenken, wie man den Verein voranbringen kann und alle dabei mitnehmen kann. Das finde ich sehr greifbar. Die Umgestaltung der Kennenlerntreffen ist für mich so ein Beispiel. Das wurde während meiner Gremienzeit beschlossen und ich finde, das war etwas sehr Großes. Ich war da am Anfang sehr kritisch und habe es hinterfragt – mittlerweile finde ich es gut, denn es bringt mehr Persönlichkeit und eine freundlichere Ebene in den Verein und es macht allen Beteiligten Spaß. Ich fand es sehr spannend, diesen Prozess zu begleiten.
Mit Deiner Mitgliedschaft gibst Du YFUs Themen eine Stimme und eine Relevanz im gesellschaftlichen Diskurs und auch auf der politischen Ebene. Ist Dir das wichtig und warum?
Ja, Demokratie ist mir wichtig und mir ist es wichtig, als Mitglied aktiv zu zeigen: YFU macht etwas für die Gesellschaft in Form von Demokratieerziehung. Die Mitgliedschaft sehe ich als einfache Möglichkeit, diesen Support dauerhaft zu zeigen. Es geht um Wahlen, aber auch um Zivilcourage, um gesellschaftliches Verständnis füreinander und ein Miteinander. Die Mitgliedschaft bei YFU bietet die Möglichkeit, diese Werte nach außen zu zeigen. Je mehr Mitglieder wir haben, desto stärker wirkt YFU auch und wir zeigen, dass es sich lohnt, YFU zu unterstützen.
Welches Gefühl verbindest Du mit Deiner Mitgliedschaft und Deinem Engagement bei YFU?
Ich finde diesen Verein sehr besonders - wegen des Zusammenhalts, weil wir gut miteinander harmonieren können, aber auch konstruktiv miteinander streiten können. Ich habe einige sehr gute Freund*innen in diesem Verein gefunden, die ich nie missen würde und bin sehr dankbar, dass ich diese Leute kennengelernt habe. Ohne meine Mitgliedschaft bei YFU hätte ich die nie kennengelernt. Selbst wenn man Leute noch nie getroffen hat, hat man immer diesen Verbundenheitsfaktor, man hat immer etwas, worüber man reden kann, und ein ähnliches Mindset.
Wie würdest Du den Wert der Mitgliedschaft und des Ehrenamts bei YFU auf den Punkt bringen? Warum sollten auch junge Menschen Mitglied werden bei YFU – was haben sie davon?
Ich habe das Gefühl, mein Mitgliedsbeitrag zählt und ist eine gute Unterstützung, um zu zeigen: YFU ist groß und wirkt. Die Beiträge sind ja relativ niedrig oder man kann sich sogar ganz befreien lassen und es ist toll, dass trotzdem so viele Leute so viel für YFU geben.
Ohne YFU wäre mein Leben….
…langweilig und nicht halb so spannend! YFU bietet mir in vielen Lebenssituationen etwas: ich bin durch YFU auch auf meinen beruflichen Werdegang der Europäischen Studien gekommen und lebe jetzt in Brüssel. Ohne YFU wäre ich nie hier gelandet. Viele gute Freund*innen würde ich so nicht haben, gleichzeitig kann ich mich auch noch gesellschaftlich engagieren. Ich bin YFU, dem Ehrenamt und der Mitgliedschaft super dankbar dafür, dass ich persönlich so viel daraus mitnehmen kann und z.B. durch meine Tätigkeit als Teamer in vielen Situationen persönlich wachsen konnte. Da gab es viele Momente, die mir bis heute im Gedächtnis sind. Und ich merke momentan: Der Austausch- und Lernprozess ist selbst zehn Jahre nach dem Austauschjahr nicht vorbei - ich lerne durch YFU immer noch neue Sachen und sehe neue Facetten.
Für welche Veränderung würdest Du Dein Stimmrecht als Mitglied in der Zukunft nutzen?
Dafür, den Verein funktionabel und positiv am Leben zu erhalten! Die Strukturreform sehe ich da momentan als unglaublich wichtig. Diesen Prozess zu begleiten, mitentscheiden zu können und so dafür zu sorgen, dass der Verein sich an sich verändernde Wirklichkeiten anpassen und seinen Gedanken weitertragen kann - dafür nutze ich meine Mitgliedschaft.
Auf den Punkt gebracht sind Mitgliedschaft und Engagement bei YFU…
…. eine unglaublich große und diverse, schöne Community, zusammengehalten durch die Mitgliedschaft. Außerdem bietet die Mitgliedschaft die Möglichkeit, das demokratische Mitspracherecht zu nutzen und nicht nur dabeizusitzen.
Du bist sehr EU- und demokratiebegeistert, hast auch entsprechend Internationale Beziehungen sowie Europäische Kulturen und Politik studiert und lebst mittlerweile in Brüssel, um ein Praktikum bei der gemeinnützigen Organisation EuroChild zu absolvieren. Würdest du sagen, diese Begeisterung wurde auch durch dein Austauschjahr ausgelöst?
Im Austauschjahr habe ich damit begonnen und mich im Anschluss daran vor allem durch YFU weiter damit befasst, was wir eigentlich als Gesellschaft machen und was wir für die Gesellschaft machen können. Durch YFU habe ich entdeckt, dass Demokratie mehr ist als wählen, sondern auch, sich zu engagieren und Demokratieverständnis weiterzutragen, und zwar auch an Menschen, die nicht die Möglichkeit hatten, das zu erleben, was ich erlebt habe. Demokratie ist in meinem Leben sehr wichtig geworden, vieles dreht sich bei mir darum, wie wir Demokratie greifbarer machen und verfestigen können.
Wäre die Mitgliedschaft eine Zauberkraft – was wäre sie?
Ich muss zunächst an Spiderman denken: With great power comes great responsibility – das ist sehr wichtig, denn durch das Austauschjahr und durch ihre Rolle als Botschafter*in haben Austauschschüler*innen eine „Great Power“ und es ist dann auch in ihrer Verantwortung, mit dieser Macht und diesen Erfahrungen etwas zu tun. Die Mitgliedschaft ist eine gute Möglichkeit, dies zu tun und zu sagen: Ich schätze das, was ihr mir gegeben habt, und gebe etwas zurück. Ich lasse es nicht im Sande versinken, sondern tue etwas dafür, dass noch mehr Menschen etwas davon erfahren können. Das sehe ich als Zauberkraft der Mitgliedschaft.
Danke für das Interview lieber Basti.