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Von Angesicht zu Angesicht mit Julika Bake und Henrik Greve

 

“Es war motivierend, lehrreich, anstrengend und unglaublich sinnerfüllt - selten habe ich bei einer Aufgabe so klargehabt, wofür das alles gut ist!” 

- Julika Bake über ihre Zeit im YFU-Vorstand

 

Julika Bake und ihr Vorstandskollege Henrik Greve werden zum Ende des Jahres ihre Vorstandsposten an Elise Radtke und Laura Ballaschk übergeben. Selbstverständlich konnten und wollten wir die beiden nicht wortlos in der Vereinshistorie verschwinden lassen.

 

Entstanden ist ein tiefblickendes Interview, in dem die beiden die letzten 5 bzw. 3 vergangenen Jahre im Vorstand unter die Lupe nehmen. Sie erzählen von Höhen und Tiefen, nehmen uns mit in ihre Emotionswelt, stellen sich Fragen der Selbstreflexion und wagen einen Blick in die Zukunft.

 

Gott sei Dank ist es nur ein Abschied aus der Gremienarbeit und nicht dem freiwilligen Engagement bei YFU. Vermissen werden wir die beiden trotzdem im Vorstand. 

 

 

Liebe Julika, fünf Jahre warst du nun Mitglied im Vorstand, die letzten drei waren geprägt von einer tiefen coronabedingten Krise bei YFU. Gibt es sonst noch etwas, was dich überrascht hat oder womit du vor Antritt deines Amts nicht gerechnet hast?

Corona war natürlich die größte „Überraschung“, wenn man so will. Und eine gute Einstimmung darauf, dass die Pandemie uns gezeigt hat, dass man mit dem Unberechenbaren rechnen und dann damit umgehen muss und kann. Den Angriffskrieg auf die Ukraine, die Energiekrise und die hohe Inflation waren vor einem Jahr nicht abzusehen – haben aber, wie schon Corona, klare Folgen für die Arbeit von YFU. Was die Vorstandsarbeit insgesamt angeht, war ich schon vorher relativ vertraut mit den Themen, die so dazugehören, weil ich als EP-Rat-Sprecherin von 2015 bis 2017 Teil des erweiterten Vorstands war und an allen Sitzungen teilgenommen habe. Insofern wusste ich relativ gut, worauf ich mich einlasse. Eine Kleinigkeit, die mich überrascht hat: wieviel Gewicht mir als Vorstandsmitglied und uns als Vorstand in Diskussionen manchmal scheinbar gegeben wurde. Es hat etwas gedauert, bis ich das wahrnahm. Es mag naiv klingen, aber damit hatte ich bei einem so demokratie- und selbstbewussten, partizipativ orientierten Verein nicht gerechnet und finde es manchmal immer noch schräg.

 

 

Mit welchem Gefühl legt ihr nach diesen abwechslungsreichen Jahren euer Amt nieder?

Julika: Mit Wehmut. Der Schritt fällt mir nicht leicht, auch wenn ich sicher bin, dass es der richtige ist. Und mit großer Dankbarkeit. Es bewegt mich immer wieder, wie viele Menschen sich bei YFU dafür einsetzen, dass Jugendliche und Familien einzigartige Erfahrungen machen können. Da werden so viel Zeit und Energie und Kreativität und Herzblut investiert, egal ob ehrenamtlich oder hauptamtlich, mal eine Stunde oder zum Teil rund um die Uhr – das ist immer wieder beeindruckend.

 

Henrik: Mit Erleichterung und Bedauern. Wie Julika bin auch ich mir sicher, dass es die richtige Entscheidung ist, nicht erneut zu kandidieren. Gleichzeitig gibt es noch viele Dinge, die ich gerne für den Verein begleitet und mitgestaltet hätte – zum Beispiel die Reform des Ehrenamtes oder die Überarbeitung der Vereinsstruktur. Zum Glück ist die Arbeit an diesen Themen aber auch außerhalb des Vorstandsamtes möglich.

 

 

Eine Frage der Selbstreflexion, Henrik. Stell dir vor, du hättest die Zauberkraft, mit deinem jetzigen Wissen in dein erstes Jahr als Vorstandsmitglied zurückzureisen. Gibt es etwas, was du heute anders machen würdest?

Ich würde meine eigene Arbeit von Anfang an klarer strukturieren und noch stärker Prioritäten setzen. Die Anzahl an Themen, mit denen man als Vorstandsmitglied konfrontiert wird, ist enorm und es ist als Einzelperson nicht möglich, allen Themen die gleiche Aufmerksamkeit zu widmen - egal wie spannend diese auch sind. Deshalb ist es wichtig, sich auf einige wenige Themen zu konzentrieren und diese voranzubringen. Aus heutiger Perspektive würde ich da noch klarere Entscheidungen treffen.

 

 

Bei so einer Vielzahl spannender Themen klare Entscheidungen zu treffen, stelle ich mir sehr herausfordernd vor. Gibt es denn etwas, worauf du besonders stolz bist, Henrik?

Stolz finde ich den falschen Begriff, aber herausstellen würde ich unseren Umgang mit den verschiedenen Facetten der Coronapandemie. Ich finde, hier haben wir als gesamter Verein wirklich tolle Arbeit geleistet und viele gute Entscheidungen getroffen.

 

 

Fünf Jahre bist du mit deinen Kolleg*innen im Vorstand durch dick und dünn gegangen, ihr seid zusammengewachsen und habt Hochzeiten und tiefe Krisen erlebt. Wen oder was wirst du am meisten vermissen, Julika?

Zusammen mit so verschiedenen klugen Köpfen die strategischen Themen zu beraten, die den Verein prägen, und das am besten mit (halbwegs) viel Zeit wie im Rahmen von Vorstandsklausuren zwei Mal im Jahr – das wird mir fehlen. Ich finde sicherlich eine schöne Alternative für meine Wochenenden, aber das hat mir schon besonders viel Spaß gemacht.

 

 

Henrik, ich möchte mit dir noch einmal zu den Anfängen deiner Vorstandskarriere zurückgehen. Was ist dir von deinem ersten Jahr als Vorstandsmitglied besonders in Erinnerung geblieben?

Die Vielzahl der Themen und das enorme Wissen, das für eine Bearbeitung dieser notwendig ist.

 

 

Eure Posten im Vorstand werden zukünftig andere Personen einnehmen, doch ihr werdet uns hoffentlich noch lange als Ehrenamtliche und Mitglieder erhalten bleiben. Wie geht es jetzt weiter für euch bei YFU?

Julika: Ich kann mir gut vorstellen, mich in der Landesgruppe Bayern einzubringen – zu betreuen oder Elterntreffen zu machen, also mal wieder in Kontakt mit Programmteilnehmenden zu kommen. Und ich will mich gern weiter für die Themen Ehrenamt und Vereinsstruktur engagieren. Mit meiner Mitgliedschaft, die natürlich bestehen bleibt, werde ich YFU in jedem Fall weiterhin unterstützen und damit zeigen, dass Schüleraustausch und eine tolerante Gesellschaft sehr vielen Menschen am Herzen liegen. 

 

Henrik: Ich bin noch unentschieden, wie ich weitermache. Als Vater von zwei kleinen Kindern liegen meine Prioritäten aktuell eher woanders, gleichzeitig treiben mich die von Julika genannten Themen ebenfalls um. Wir werden sehen – vermutlich wird der Verein einen Weg finden, mich wieder zur Mitarbeit zu motivieren.

 

 

Julika, nach 5 Jahren Amtszeit hast du bestimmt einen guten Rat, den du deiner Nachfolgerin Elise Radtke mit auf den Weg geben kannst.

Lass dir Zeit – es wird dauern, bis du den Überblick über Namen, Themen, Zusammenhänge hast. Frage nach, auch wenn es allen anderen klar scheint. Bring dich ein mit dem, was du an Wissen und Erfahrungen hast. Trau deinem Bauchgefühl - meistens steckt was dahinter. Und hab viel, viel Freude an dieser tollen Aufgabe!

 

 

Vielen Dank für das Interview, Julika und Henrik!