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Jugendaustausch to go von Schule:Global

YFU-Blog

Aktuelles aus Verein und Austauschwelt

Fachsymposium bei YFU

20. Juni 2023

Anlässlich des Abschieds von YFU-Geschäftsführer Knut Möller, der nun in den Ruhestand geht, fand im Juni in der YFU-Geschäftsstelle ein Fachsymposium statt. Thema: „Gesellschaftlicher Zusammenhalt im Einwanderungsland Deutschland – welche Rolle kann die Aufnahme von Gastschüler*innen spielen?“ Mehr als 60 Gäste mit unterschiedlichster Expertise im Bereich des interkulturellen Jugendaustauschs kamen dabei zum Meinungs- und Gedankenaustausch zusammen.

 

Nur positive Erfahrungen wirken Vorurteilen entgegen

 

In einem Impulsreferat stellte Prof. Ruth Ditlmann von der Hertie School den aktuellen Stand der Forschung zur sogenannten „Kontakthypothese“ vor. Die bereits 1954 aufgestellte Hypothese besagt, dass ein positiver Kontakt mit einzelnen Mitgliedern anderer Gruppen die eigenen Vorurteile gegenüber diesen Gruppen reduziert. Ein nicht als positiv eingeordneter Kontakt hingegen kann Vorurteile im schlimmsten Fall sogar verstärken. Der Bezug zur Arbeit von YFU liegt auf der Hand: Vor dem Hintergrund der Kontakthypothese müssen gerade interkulturelle Begegnungen gut durchdacht gestaltet und intensiv begleitet werden – ein Anliegen, das YFU seit Jahrzehnten verfolgt.

 

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion füllte sich die Theorie mit Leben: Austauschschülerin Başak Çakmak aus Istanbul, die gerade am Ende ihres Austauschjahrs in Deutschland steht, berichtete von ihren Erfahrungen und neu gewonnenen Erkenntnissen: „Man hört immer, dass Deutsche sehr reserviert sind. Auf den ersten Blick mag das stimmen, aber wenn man sie erst einmal besser kennengelernt hat, sind sie sehr herzlich und hilfsbereit! Es dauert vielleicht etwas länger, Freundschaften zu schließen – aber dafür sind sie dann umso fester und halten umso länger.“

 

Die pädagogische Begleitung macht den Unterschied

 

Neben Başak diskutierten auf dem Podium die neue YFU-Geschäftsführerin Mareike von Raepke, Kuratoriumsmitglied sowie Mutter im Entsende- und Aufnahmeprogramm Susanne Kutz und die Referentin des Impulsvortrags Ruth Ditlmann. Die Moderation übernahm Lisa Küchenhoff, stellvertretende YFU-Vorstandsvorsitzende.

Auf Grundlage ihrer langjährigen eigenen Austauscherfahrungen konnte auch Susanne Kutz die Kontakthypothese bestätigen: „Die pädagogische Begleitung eines Austauscherlebnisses ist ganz besonders wichtig dafür, dass alle Beteiligten gewinnbringende Erfahrungen machen.“ Alle Diskussionsteilnehmerinnen waren sich einig, dass die Bildungsarbeit und persönliche Betreuung von YFU vor, während und nach dem Austauschjahr deshalb so entscheidend für die Qualität der Programme sind.   

 

Austausch baut Brücken und wirkt in die Gesellschaft hinein

 

Einig war man sich auch, dass Austausch mit möglichst vielen Ländern möglich gemacht werden sollte – unabhängig vom Agieren der jeweiligen Regierungen. Mareike von Raepke berichtete dabei von einer bewegenden Geschichte eines jungen Mannes aus Russland, der vor kurzem in Deutschland sein Austauschjahr verbracht hat, über viele Umwege nun auch hier studieren kann und sich seither für ukrainische Geflüchtete einsetzt. „Diese Geschichte zeigt exemplarisch, wie Austausch Brücken zwischen einzelnen Menschen bauen kann, wo diese auf politischer Ebene längst eingerissen sind.“  

 

Nicht nur auf dem Podium, sondern genauso in vielen engagierten Beiträgen aus dem Publikum kristallisierte sich auch eine Antwort auf die Ausgangsfrage des Symposiums heraus: Schüleraustausch kann auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland eine große Rolle spielen, denn er wirkt an vielen verschiedenen Stellen. So ergeben sich durch ein Austauschjahr nicht nur neue Kontakte zwischen Schüler*in und Gastfamilie, sondern auch in Schule, in Vereinen und noch vielen weiteren Orten, an denen die Jugendlichen sich hier ein neues Netzwerk aufbauen. Überall werden dabei Horizonte erweitert und Verständnis für andere Kulturen ausgebaut – unerlässlich in einer multikulturellen Gesellschaft wie der deutschen.

YFU-Vorstandsvorsitzende Rita Stegen begrüßt die Anwesenden

YFU-Vorstandsvorsitzende Rita Stegen begrüßt die Anwesenden

Prof. Ruth Ditlmann bei ihrem Impulsvortrag

Prof. Ruth Ditlmann bei ihrem Impulsvortrag

Das Podium (v.l.): Lisa Küchenhoff, Başak Çakmak, Susanne Kutz, Prof. Ruth Ditlmann, Mareike von Raepke

Das Podium (v.l.): Lisa Küchenhoff, Başak Çakmak, Susanne Kutz, Prof. Ruth Ditlmann, Mareike von Raepke

Auch das Publikum diskutierte engagiert mit

Auch das Publikum diskutierte engagiert mit

Die neue stellvertretende YFU-Geschäftsführerin Jantje Theege am Rande der Veranstaltung im Gespräch

Die neue stellvertretende YFU-Geschäftsführerin Jantje Theege am Rande der Veranstaltung im Gespräch

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