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YFU-Ehrenamtliche engagieren sich für Schüleraustausch

YFU-Blog

Aktuelles aus Verein und Austauschwelt

„Wie ein BUT für die Austauschbranche!“ – Ein Beitrag von Laura Ballaschk

30. November 2023

Am 13.-15. November fand in München-Fürstenried die 2. Fachkonferenz Jugend- und Schüleraustausch statt, auf der ich als Mitglied des Vorstands YFU gemeinsam mit Israa Kretschmer (Ehrenamtliche der Landesgruppe Bayern und unter anderem Begleiterin der frisch zurückgekehrten Münchner Teilnehmenden des Kurzaustauschs „USA for You“) und Jantje Theege (stellvertretende Geschäftsführerin) vertreten durfte. Schwerpunktthema war der gesellschaftliche Wert und die Anerkennung von internationalen Austauschprogrammen. Teilgenommen haben insgesamt rund 100 Vertreter*innen von Organisationen des schulischen Austausches, der internationalen Jugendarbeit und des langfristigen individuellen Austausches. Damit stieß eine Vielzahl unterschiedlicher Perspektiven und Blickweisen aufeinander: von Austauschorganisationen, (Dach-)Verbänden, der Politik, von fördernden Institutionen, Jugendwerken, Wissenschaft, Schulen und weiteren Feldern. Das dreitägige Programm bestand aus Workshops, Panels und Podiumsdiskussionen, Keynotes, einem abendlichen Barcamp, angeblichen Feuerschalen (manchmal erschweren Rahmenbedingungen die Umsetzung guter Ideen), Improtheater und vielen Pausen für gute Gespräche bei Essen und Feierabendgetränk.

 

Neue Perspektiven

 

Für mich persönlich bot die Konferenz die – für mich als Ehrenamtliche recht seltene – Gelegenheit, viele Menschen an einem Ort zu treffen, die sich in sehr unterschiedlichen Kontexten und Bereichen alle für den internationalen Schüler*innen- und Jugendaustausch engagieren. Als „durchschnittliche“ YFUler*in hatte ich in den vielen Jahren meines Engagements zum Beispiel bisher nur wenig mit Menschen und Organisationen zu tun, die sich mit schulischen Kurzaustauschen beschäftigen, die Austausch für Azubis nach Kanada organisieren, deutsch-israelischen Jugendaustausch durchführen oder die binationale Jugendwerke vertreten. In meinem „alltäglichen“ Engagement kam lange Jahre nicht vor, was IJAB (Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V.), PAD (Pädagogischer Austauschdienst) oder die Initiative „Austausch macht Schule“ tun – oder in welchen Formen und welchem Maß das Bundesland Bayern sich besonders für den Jugend- und Schüler*innenaustausch engagiert (mit einem ziemlich umfangreichen Stipendienprogramm zum Beispiel). Der konkrete Austausch mit Vertreter*innen dieser und vieler weiterer Organisationen hat meinen Blick geweitet und mich inspiriert, noch mehr Gemeinsamkeiten mit anderen Feldern des Jugend- und Schüler*innen-Austauschs zu finden – gerade auch in den Bereichen der politischen Bildung.

 

Austausch wirkt!

 

Sich innerhalb dieser Felder (wieder) besser kennenzulernen, war dann auch eines der Haupt-Zielsetzungen und Aufgaben der Fachkonferenz, wie die Veranstalter*innen bereits im Eröffnungsplenum betonten. Nach der ersten Fachkonferenz, die sich 2022 mit der Verbesserung von Zugangschancen auseinandergesetzt hatte, war dafür der Fokus auf den gesellschaftlichen Wert und die Anerkennung von Austausch gut gewählt. Wie nachhaltig Austausch wirken kann, wurde dann sehr anschaulich von jungen Menschen widergegeben, die auf der Fachkonferenz von ihren noch frischen Erfahrungen in unterschiedlichen Austauschprogrammen berichteten: Ein Podium des ersten Tages richtete zum Beispiel Fragen an fünf Jugendliche zu ihren Erfahrungen und ein Workshop der Konferenz wurde von ehemaligen Teilnehmenden der Austauschprogramme „USA for you“ und „Generation Europe“ gestaltet. Dabei wurde auf sehr konkrete Weise eines besonders klar: Egal, ob ein Austausch zwei Wochen oder zehn Monate dauert – die Wirkung auf jede*n Teilnehmende*n ist groß. So berichtete Safa, die an einem Kurzaustausch mit Jordanien teilgenommen hatte: „Ich bin offener geworden: Wenn ich jetzt neue Menschen kennenlerne, ist für alle sichtbarer, dass ich da Bock drauf habe!“ Sie erzählte, dass sie nach dem Austausch in der Schule nun in der SMV („Schülermitverantwortung“ – bayerisches Modell der Schüler*innen-Vertretung) mitgewirkt hat. Andere Jugendliche berichteten von ihrer gewachsenen Perspektivenvielfalt und dem Zuwachs der Fähigkeit, anderen Menschen Wertschätzung entgegenzubringen. Und alle waren sich einig: Für ihr Selbstvertrauen hat der Austausch einen großen Schub bedeutet.

 

Andere Inhalte reichten von den Folgen der Massaker der Hamas am 7. Oktober und der Frage nach der Verantwortung des Schüler*innen- und Jugendaustauschs in der Arbeit gegen Antisemitismus, über politische Bildung und internationalen Austausch, Möglichkeiten der digitalen Elemente in internationalen Begegnungen, dem Austausch von Fachkräften in der Kinder- und Jugendarbeit, Verständnissen von Anerkennung, die Initiative Schule:Global und dem Wert von Austausch für Ehrenamt und Partizipation.

 

Die "Fürstenrieder Erklärung"

 

Das Ergebnis eines Workshops und langwierigen, nächtlichen Schreibprozesses (an dieser Stelle unterscheiden sich Haupt- und Ehrenamt in unserem Feld ganz offenbar kaum) ist die „Fürstenrieder Erklärung“. Diese betont in aller Kürze die Potenziale von Jugend- und Schüler*innenaustausch und wirbt für mehr Anerkennung. Das Besondere daran: Das Positionspapier ist ein feldübergreifender Schulterschluss von Vertreter*innen von Organisationen des schulischen Austausches, der internationalen Jugendarbeit und des langfristigen individuellen Austausches, die gemeinsam – bei allen Unterschieden der jeweiligen Programme und Formate – die Potenziale von Jugend- und Schüleraustausch herausstellen und für mehr Anerkennung werben. Sie fasst zudem Forderungen zusammen, die für das gesamte Feld des Jugend- und Schüler*innenaustauschs sprechen und passt damit sehr gut zu vielen Bemühungen von YFU, Austauscherfahrungen für noch mehr Jugendliche und Familien zugänglich zu machen und das Erreichen unserer Bildungsziele noch weitreichender zu fördern.  Übrigens kann jede*r die „Fürstenrieder Erklärung“ unterzeichnen und sich für Jugendaustausch stark machen. Alle Infos gibt es auf der Webseite zur Konferenz: https://fk-jugendaustausch.de

 

Ein persönliches Fazit

 

Ich habe mich sehr gefreut, für den YFU-Vorstand an der Fachkonferenz teilnehmen zu können. Und auch wenn es eine vor allem hauptamtlich geprägte Veranstaltung war, habe ich große Schnittmengen zum BUT (Bundestreffen für YFUler*innen aus ganz Deutschland) gesehen: Viel Wiedersehensfreude und Lust auf drei gemeinsame Tage – und das gute Gefühl, insgesamt mit “Gleichgesinnten” zusammen zu sein, Neues zu lernen und Älteres zu stärken, Erfolge zu feiern und neuen Herausforderungen und Chancen auch gemeinsam entgegenzutreten. 

 

Und am Ende bleibt das Gefühl: es lohnt sich, gemeinsam daran zu arbeiten, Austauschformate noch vielfältiger zu machen, die Teilhabe für mehr Menschen zu ermöglichen, auch frustrierenden und schockierenden gesellschaftlichen und internationalen Entwicklungen mutig entgegenzutreten und gemeinsam daran zu arbeiten, dass Verständigung möglich ist!

 

Fotos: Franz Josef, Berlin

Geballte YFU-Ehrenamtspower in Fürstenried: Laura Ballaschk, Rita Stegen und Israa Kretschmer (v.l.n.r.)

Geballte YFU-Ehrenamtspower in Fürstenried: Laura Ballaschk, Rita Stegen und Israa Kretschmer (v.l.n.r.)

Rund 100 Teilnehmende diskutierten über die Wirkung und Anerkennung von Jugendaustausch

Rund 100 Teilnehmende diskutierten über die Wirkung und Anerkennung von Jugendaustausch

Bildungspolitisches Arbeitstreffen zum Thema Jugend- und Schüleraustausch