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Austausch ist kein exklusives Zusatzprogramm —
Aljoschas Engagement in der AG Soziale Gerechtigkeit 

 

 

Aljoscha gestaltet seit seiner Rückkehr aus den USA 2017 das Vereinsleben aktiv mit. Delegierter in den Vereinsrat, Leitungsteamorganisator und Justee Betreuer – Aljoscha ist auf strategischer und operativer Ebene mit viel Herz und Verstand ein wichtiger Treiber der Vereinsentwicklung. In der Arbeitsgruppe Vielfalt begleitet er den Prozess der diversitätsorientierten Organisationsentwicklung. Sein Engagement in der AG Soziale Gerechtigkeit ist Fokus unseres Gesprächs.  

 

 

Aljoscha, was bedeutet soziale Gerechtigkeit für dich?

Soziale Gerechtigkeit, im Kontext von YFU, bedeutet für mich in erster Linie gleiche Chancen zu schaffen und Teilhabe zu ermöglichen. Dafür ist es mir besonders wichtig, den Zugang zu unseren Programmen und dem Verein zu erleichtern und Hürden abzubauen. In diesen Bereich gehört zum Beispiel unser Fokus auf die Vergabe von Stipendien, um Zugang möglichst unabhängig von finanziellen Rahmenbedingungen zu ermöglichen, aber auch die Ausgestaltung und Kommunikation der Austauschprogramme und die Möglichkeit, Gastfamilie zu werden. Wenn wir uns anschauen, wer an unseren Programmen teilnehmen kann und wen wir aktuell ausschließen, sollten wir uns die Fragen stellen: „Ist das gerecht?“ und „Wie können wir diese Zustände ändern, sodass wir unseren Bildungszielen und Werten nachkommen?“

 

In der Vergangenheit erreichten wir mit unseren Programmen und der weiteren Vereinsarbeit einen vermehrt privilegierten Teil unserer Gesellschaft. Jedoch verstehen wir Austausch nicht als „exklusives Zusatzprogramm“, sondern als wertvolle Erfahrung, die möglichst allen Menschen offenstehen soll. Deshalb ist es wichtig, dass wir Austauscherfahrungen mehr und mehr zugänglich gestalten und aktiv Ungerechtigkeiten abbauen.

 

 

Ich setze mich für soziale Gerechtigkeit ein, weil …

… mir wichtig ist, dass Chancen, Möglichkeiten und Ressourcen möglichst gerecht verteilt sind. Ich spüre einfach ein starkes Bedürfnis nach Gerechtigkeit und finde es unverständlich, wenn Ungleichheit akzeptiert oder bewusst geschaffen wird. Mir persönlich wurde mein Austauschjahr bei YFU durch ein Stipendium finanziert, was mir unvergessliche Erinnerungen und Lernmöglichkeiten geschenkt hat. Zugang und Teilhabe, nicht nur zu solchen Erfahrungen, sollte allen möglich sein.

 

 

Wo setzt YFU bereits an, um soziale Ungerechtigkeit zu reduzieren?

In den letzten Jahren hat YFU zum Beispiel das Programm „USA For You“ umgesetzt, das Schüler*innen, die einen mittleren Schulabschluss anstreben, eine Austauscherfahrung ermöglicht. Auch die neuen Kennenlerntreffen anstelle der ehemaligen Auswahlen sind ein Schritt, unsere Programme zugänglicher zu machen.

 

Der diversitätsorientierte Organisationentwicklungsprozess des Vereins hingegen setzt an den Strukturen und der Vereinsarbeit im Ganzen an. Damit stellen wir grundsätzliche Fragen, wie zum Beispiel: „Wie können wir die Grundlagen für einen diverseren Verein schaffen?“ und „Wie sorgen wir dafür, dass sich alle an YFU interessierten Menschen im Verein willkommen fühlen?“. So hat bereits das Projekt Bildungsgerechtigkeit eine Datengrundlage geschaffen, die uns ermöglicht, den Verein in seiner bereits bestehenden Vielfalt zu erfassen und zu schauen, welche Teilnehmenden wir bis jetzt ausschließen.

 

Auch die Initiative „Austauschjahr für Alle“, die mitunter von YFU getragen wird, setzt sich dafür ein, den Zugang zu Austauschprogrammen im Sinne der Bildungsgerechtigkeit auszuweiten. Dazu gehört, neben finanzieller Unterstützung, den Zugang zu Informationen zu verbessern, zur Teilnahme zu ermutigen und Unterstützung zu bieten. Das Coaching von interessierten Jugendlichen, das aktuell in Hamburg ausprobiert wird, gehört ebenso dazu.

 

So zeigt sich immer wieder, dass dieser Prozess im Verein auf der Ebene unserer Programme, Programmpartner (wie z. B. Schulen) und Stipendien stattfinden muss. Genauso wichtig ist jedoch auch jede*r Einzelne und die individuelle Veränderung bei Mitgliedern, Haupt- und Ehrenamtlichen und unseren Teilnehmenden. Auf allen Ebenen des Vereins finden immer wieder Gespräche darüber statt, wie und wem wir Zugang ermöglichen und wo unsere Programme und Arbeit ausschließen. Die Hürden, die wir dabei in den unterschiedlichsten Situationen und Stellen finden, versuchen wir daher abzubauen.

 

 

Stichwort Hürden: Welche Hürden gibt es deiner Meinung nach bei YFU auf dem Weg zu sozialer Gerechtigkeit zu überwinden?

Austausch wird häufig als teures, exklusives und hauptsächlich Abiturient*innen offenstehendes Angebot wahrgenommen. So sind unsere Programmpreise, die Bewerbungsprozesse und auch die Strukturen bei YFU erstmal abschreckend. Dagegen stehen unsere (Teil-)Stipendien, Unterstützungsmöglichkeiten und ein sich ständig verändernder Verein.

 

Auch wenn das Thema aktuell in vielen Bereichen des Vereins mit im Fokus steht, so fehlen häufig Ansätze, die konkret umgesetzt werden können. Genau an diesem Punkt können wir ansetzen: Zukünftig mehr Möglichkeiten schaffen, um die bereits bestehenden Ansätze zu stärken und Schritt für Schritt auszuweiten.

 

 

Welches Ziel verfolgt die Arbeitsgruppe Soziale Gerechtigkeit?

Die AG Soziale Gerechtigkeit bündelt und entwirft Lösungsansätze und führt Projekte durch, die Hürden bei YFU abbauen und Teilhabe von bisher unterrepräsentierten Teilnehmenden bei uns ermöglichen sollen. Vor allem soll in der AG punktuelles Engagement möglich sein. Wenn sich Menschen im Verein gerne für ein bestimmtes Projekt einbringen möchten oder eine Idee haben, kann die AG ihnen die benötigten Kontakte, Informationen und andere Mitstreiter*innen bringen.

 

 

Können andere sich in der AG Soziale Gerechtigkeit engagieren? Wenn ja, wie?

Ja, sehr gerne! Aktuell suchen wir unter anderem Leute, die sich vorstellen können, die Arbeitsgruppe mitzukoordinieren und für ihre Sichtbarkeit im Verein zu sorgen. Aber auch die Mitarbeit an Projektideen und Ressourcen für alle anderen Arten sich einzubringen sind äußert willkommen.

 

Am besten schreibt man mir einfach direkt unter aljoscha.kroy@yfu-deutschland.de – mit allen Ideen, Hinweisen, Fragen und auch mit dem Wunsch mitzumachen!

 

 

Was machst du in deiner Freizeit, wenn du mal nicht bei YFU aktiv bist?

Aktuell studiere ich in Freiburg im Breisgau. Psychologie und Liberal Arts and Sciences, um genau zu sein. Ansonsten mache ich seit einiger Zeit Brazilian Jiu-Jitsu und liebe es zu kochen. Seit einiger Zeit leben bei mir in der WG zwei Kater, die wir für ein paar Monate bei uns haben – wir sind sozusagen gerade Gastfamilie!

 

 

Zum Schluss: Welchen Wunsch möchtest du dir in diesem Jahr erfüllen?

Den Wunsch nach einer Fahrradreise nach Paris, die ich momentan plane (und als Abwechslungsprogramm zur Klausurvorbereitung nutze). Den Plan, eine längere Tour zu machen, habe ich schon länger und jetzt scheint endlich der Moment dafür gekommen zu sein!

 

 

Vielen Dank für das Interview, Aljoscha!

 

 

INFORMIEREN & ENGAGIEREN

 

Die AG Soziale Gerechtigkeit freut sich über neue Impulse. Interessierte können sich direkt mit Aljoscha vernetzen aljoscha.kroy@yfu-deutschland.de.

 

Für alle weitere Fragen und Informationen zum Engagement bei YFU ist das Team Ehrenamt die richtige Anlaufstelle: ehrenamt@yfu.de.