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YFU-Blog

Aktuelles aus Verein und Austauschwelt

„Nicht einfach nur ein Jahr – sondern ein eigenes Leben!“

15. Dezember 2023

Mein Auslandsjahr in den USA war ein unglaubliches Erlebnis. Ich habe so viele neue Dinge gelernt und so viele Eindrücke gewonnen. Meine Begeisterung für den Schnee ist komischerweise auch nach Schnee bis Mitte April nicht weniger geworden. Ich habe an vielen Ski-Rennen teilgenommen und einige persönliche Erfolge erreicht. Für das letzte Trimester bin ich außerdem in die Leichtathletikmannschaft meiner öffentlichen Highschool gekommen. Für diese war ich also die letzten Wochen meiner Schulzeit in den USA täglich unterwegs und bin wahrscheinlich fünf Kilometer pro Tag gelaufen. So wurde ich festes Mitglied der 800 Meter Läuferinnen und habe mich regelmäßig im Weitsprung versucht.

 

Raus in die Natur

 

Neben meinen Sportereignissen hatte ich viel Spaß mit meinen Freundinnen und die Schulprojekte wurden immer kurioser. Wir haben zum Beispiel für eine Nacht Ende Januar in Bungalows übernachtet, welche wir selber heizen mussten. Auch das Kochen haben wir übernommen und sehr viel über die Natur im Winter gelernt. Diese Erfahrungen kamen mir im Mai zugute, als ich einen weiteren Ausflug mit der Schule gemacht und für eine Woche mit sechs weiteren Schüler*innen und meinem Lehrer auf einer Rucksackwanderung am Lake Superior unterwegs war. Auf dieser Wanderung hat sich meine Sicht auf das Leben in unserer heutigen Konsumgesellschaft noch einmal drastisch verändert. Nachdem ich mich fünf Tage lang hauptsächlich von Müsliriegeln ernährt habe und trotzdem nicht verhungert bin, habe ich erst begriffen, wie wenig wir Menschen eigentlich brauchen und dass wir uns mit einfachen, natürlichen Lebensmitteln umfangreich ernähren könnten. Das und meine gesamte Zeit an dieser außergewöhnlichen Schule hat meinen Berufswunsch nochmal etwas verändert. Ich hatte schon zuvor überlegt, etwas mit Forstwirtschaft zu machen. Jetzt begeistere ich mich noch mehr für Landwirtschaft. Wer weiß, wohin mich meine Reise nach dem Abitur noch treibt. Aber zurück zur Schule: Ich habe mir mit meinem ACT-Score selber beweisen können, dass ich den US-amerikanischen Schüler*innen in nichts nachstehe und auch mein Englisch immer besser geworden ist. Bezüglich Schulnoten kann ich übrigens einen erheblich guten Durchschnitt vorweisen und auch die Psychologie Prüfungen habe ich überraschenderweise bestanden. Ob ich diese Zeugnisse für irgendetwas in meiner Zukunft verwenden kann, ist mir allerdings noch nicht klar. Aber es ging mir um Spaß und um neue Erfahrungen.

 

Mehr als ein flüchtiger Blick

 

Spaß hatte ich auch in Utah, wo ich meine ersten Gasteltern über die Frühlingsferien besucht habe. Die Landschaft ist ganz anders dort und die Berge sind rot und kahl. Auf unserem Rückweg sind wir drei Tage lang quer durch die USA gefahren. So konnte ich mir auch ein Bild von Arizona, New Mexico, Texas und einigen anderen Staaten machen. Mein Ergebnis: Außer Kühe kann man dort nicht viel sehen. Aber mein gesamtes Auslandsjahr hat mir doch gezeigt, wie wenig man ein Land nur durch einen flüchtigen Blick kennen kann. „Minnesota-Leute“ lieben schon alle Angeln, das stimmt, aber das ist bei Weitem nicht alles: Sie sind freundlich, offen und auch wenn es zu Anfang nicht den Anschein hat, lernen sie gerne Neues kennen. Sie lieben gutes, nicht auch für Deutschland untypisches Essen und lieben ihre Seen. Sie sind stolz auf die lustigen Geschichten, die sich um ihren Staat drehen und sollte man erwähnen, man komme nicht von dort, gibt es direkt mindestens fünf verschiedene Ausflugsziele und Orte, die du unbedingt gesehen haben musst. So wurde auch ich in meinen letzten Wochen durch Minnesota „gescheucht“. Ich war in Duluth, in Minneapolis und den Minihaha-Fällen, habe vom Split Rock Lighthouse auf Lake Superior geschaut und kurz darauf meine Füße in das 10 Grad kalte Wasser gehalten. Ich habe Erdbeeren gepflückt und war in unzähligen kleinen Cafés. Ich glaube, behaupten zu können, mein zweites Zuhause auf der anderen Seite der Welt nun sehr gut zu kennen.

 

Abschied nehmen

 

An meinem letzten Abend hat mich meine Familie mit zum Bowlen genommen. Ich hatte mich die letzten Tage schon von meinen ersten Gasteltern und meinen engsten Freundinnen verabschiedet und meine Koffer waren gepackt. Wir alle hatten einen unvergesslichen Abend und haben versucht, das Beste aus der uns verbliebenen Zeit zu machen. Am nächsten Morgen mussten wir früh raus. Ich habe mich von einem meiner kleinen Brüder verabschiedet, denn er konnte nicht mit zum Flughafen kommen. Diese und auch der spätere Abschied von meiner Gastmutter und meinem anderen Bruder vor der Sicherheitskontrolle waren beide unverhofft schnell und einfach. Ich glaube, wir haben alle bis heute noch nicht wirklich begriffen, wie lange ich sie nicht wiedersehen werde. Ich werde immer diese zweite und dritte Familie dort in den USA haben und sie werden mich mit offenen Armen empfangen. Diese Erfahrung war nicht nur eine große Sache für mich, sondern auch für all die Menschen, die mein Leben so unglaublich toll bereichert haben, mich an die Hand genommen und mir eine andere Welt gezeigt haben.

 

Es geht um Gemeinschaft

 

Ich bin der festen Überzeugung, jeder Mensch sollte die Möglichkeit haben und nutzen, solch eine Erfahrung zu machen. Wenn es nach mir ginge, hätten wir einen regen Austausch mit Personen aus allen Ländern der Erde. Nicht nur zum Arbeiten und Geld verdienen. Nicht nur zum Geschäfte machen und politische Themen besprechen und erst recht nicht, um nur kurz für zwei Wochen dort Urlaub zu machen und danach behaupten zu können, alles über diesen Ort zu wissen. Es geht mir um Gemeinschaft. Um das Beisammensitzen, Einblicke in die Lebensweise und den Alltag der Menschen in deinem Gastland zu werfen. Um ein Gespräch im Lampenschein bis tief in die Nacht und den Austausch von Kultur und Sichtweisen. Darum ist mir dieses Jahr so wichtig. Ich habe Einblicke erhalten, die ich vermutlich nie wieder in meinem Leben so bekommen kann. Ich habe mich mit anderen Menschen über alles Mögliche ausgetauscht und ich habe Erfahrungen für mein Leben gesammelt. Und all dies wäre ohne mein Stipendium der Deutschen YFU Stiftung nicht möglich gewesen.

 

Danke

 

Dafür möchte ich mich von Herzen bei der Stiftung und bei allen Menschen bedanken, die die Stiftung finanziell unterstützen und Stipendien so möglich machen. Ich hoffe inständig, dass weiter Jugendliche wie ich bei der Erfüllung ihres Traumes unterstützt werden und auch die Möglichkeiten gegeben bekommen, die mir gegeben wurde. Dieses Jahr war nicht nur einfach ein Jahr, sondern, wie wir gerne sagen, ein eigenes Leben.

 

Erfahrungsbericht von Lisa, USA 2022/23

Ein einzigartiges Jahr: Lisa als Austauschschülerin in den USA

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Sportliche Erfolge: Lisa fährt als Austauschschülerin zahlreiche Ski-Rennen

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Erdbeerernte während des Austauschjahrs in Minnesota

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Letzter Abend mit der Gastfamilie

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Starke Hilfe beim Abschied: Lisa mit einem ihrer Gastbrüder

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Austauschjahr USA