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Landschaft Bulgarien

"Es gibt Zeit" am Schwarzen Meer

Erfahrungsbericht von Magdalena, Austauschjahr in Bulgarien

Am typischsten oder außergewöhnlichsten an Bulgarien ist wohl, dass man "Ja" und "Nein" genau andersherum ausdrückt. Denn man schüttelt mit dem Kopf, wenn man "Ja" meint und bei "Nein" nickt man und gibt einen Schnalzlaut von sich. Das ist anfangs wirklich total verwirrend! Aber auch lustig und nach kurzer Zeit hat man es sich angewöhnt und es kommt einem auf einmal ziemlich seltsam vor, dass man doch früher eigentlich bei "Ja" genickt hat.

Aber das ist noch nicht das einzig Umgekehrte, denn auch die Schulnoten sind genau andersherum: Die beste Note ist eine 6 und die schlechteste eine 2. Das Kreuzzeichen in der bulgarisch-orthodoxen Kirche wird auch von rechts nach links gemacht, und teilweise wird auch das Besteck andersherum hingelegt. Das Verzweifelndste allerdings sind die Türschlösser, denn die einen lassen sich nach links auf- und nach rechts zusperren und die anderen genau umgekehrt. Ein ganz besonderer Reiz.

Wenn man sich mit seinen bulgarischen Freunden verabredet, zum Beispiel, um den Volkssport „ins Café gehen" zu betreiben, wartet man oft ein bisschen länger. Es ist kein Zufall, dass ein inoffizielles bulgarisches Sprichwort lautet "Es gibt Zeit". Doch langweilig wird es auf den Strassen nicht, denn es geht immer sehr lebhaft zu. Vor den Hauseingängen oder im Park sieht man ältere Herren beim Karten- oder Schachspielen, am Straßenrand verkaufen alte Frauen Blumen, Kräuter, Nüsse oder Backwaren. Aber auch Pferdekutschen und Straßenhunde, die vor Geschäften oder an Bushaltestellen schlafen, sind keine Seltenheit. Auch wenn hier und da Müll in der Gegend herum liegt und die alten Blöcke, die an den Kommunismus erinnern, nicht gerade freundlich ausschauen, man fühlt sich doch ungezwungen und frei: Es ist zwar nicht alles perfekt und ordentlich, aber dadurch bekommt das Leben hier auch irgendwie seinen besonderen Reiz.

 

Sirene muss überall dabei sein!

Die bulgarische Küche ist total lecker, wobei man sich aber nie genau sicher sein kann, ob die Gerichte nicht vielleicht doch eigentlich aus der Türkei oder Griechenland stammen. Aber eines ist sicher, ohne Sirene (weißer Käse) geht in Bulgarien gar nichts. Egal ob paniert, im traditionellen Schopska Salata (Salat aus Tomaten, Gurken, Zwiebeln, Paprika und natürlich Sirene), in Banitschka (Blätterteig), mit Nudeln und Zucker oder doch zu Pommes, Kartoffelpuffern, Küchlein oder Pfannkuchen.

 

Sprachschwierigkeiten, Zweifel und warum es sich trotzdem lohnt

Die kyrillische Schrift, die in Bulgarien entstanden ist und nicht wie viele denken russischen Ursprungs ist, und auch die bulgarische Sprache an sich, die mit Deutsch, Englisch oder Französisch nichts gemeinsam hat, ist erst ein bisschen ungewohnt, aber sehr schön. Das einzig Schwierige ist eigentlich, die korrekte Aussprache vom u-ähnlichen "L" und vom rollenden "R".

Anfangs hat man vielleicht - wie ich selbst gestehen muss - Zweifel oder kann sich nicht vorstellen, für ein Jahr nach Bulgarien zu gehen, weil es in Deutschland vor allem wegen Unwissenheit und Desinteresse keinen besonders guten Ruf hat. Aber gibt man diesem Land eine Chance, dann wird man es wirklich lieben!

Also: Wenn ihr wissen wollt, warum man deutsche Sprichwörter lieber nicht übersetzen sollte, das Beste an einem heißen Sommertag eine Suppe isst und bei bulgarischer Musik alle – auch Männer – tanzen, dann los! Koffer packen und vergesst den Rest der Welt, "GO EAST", der Osten ist es wert!