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Als Botschafterin Bayerns in Frankreich

Erfahrungsbericht von Kristina, Austauschjahr in Frankreich

Seit mir meine Mutter in der sechsten Klasse davon erzählt hatte, war es mein großer Traum, ein Jahr als Austauschschülerin in einem anderen Land zu verbringen. In der neunten Klasse habe ich mich dann bei der Austauschorganisation YFU beworben, um zehn Monate lang in Frankreich zu leben, dort zur Schule zu gehen und dort ein komplett neues Leben zu führen. Frankreich war für mich schon immer ein sehr faszinierendes Land mit seiner reichen Kultur und wunderschönen Sprache.

 

Gleichzeitig habe ich mich für einen der fünfzehn Plätze als Botschafterin Bayerns beworben: Als Botschafter Bayerns hat man den Auftrag, während seines Auslandsjahres für möglichst viel kulturellen Austausch zu sorgen und die Werte unseres Bundeslandes im Gastland zu vertreten. Als Gegenleistung bekommen die Botschafter ein großzügiges Stipendium vom bayrischen Kultusministerium. Meine Freude war groß, als YFU mir ein paar Monate später eine Mail schickte, um mir mitzuteilen, dass ich nicht nur einen Platz als Austauschschülerin, sondern auch als Botschafterin Bayerns für das Frankreichprogramm bekommen habe.

 

Am 29. August 2023 war es dann soweit: Nach scheinbar endlosem Warten war der Tag gekommen, an dem ich mit dem Zug nach Frankreich und somit zu meinem großen Abenteuer aufgebrochen bin. Nach ein paar Tagen im „Arrival Camp“ von YFU, einer Art Vorbereitungstagung, hat mich meine Gastfamilie abgeholt. Schon im Auto haben wir uns sehr gut unterhalten. Auf dieses tolle Gespräch folgten während der nächsten zehn Monate noch viele weitere – vor allem im Gespräch mit meinem Gastvater entstanden sehr spannende Diskussionen über Politik, Wirtschaft und Kultur.

 

Nur eine kurze Sprachbarriere

 

Obwohl ich schon dank drei Jahren Französischunterricht sehr gut vorbereitet war, muss ich zugeben, dass ich während des ersten Monats eine kleine Sprachbarriere hatte. Franzosen reden nämlich extrem schnell und benutzen viele Abkürzungen. Vor allem die Jugend- und Umgangssprache haben mich während meines ersten Monats in Frankreich sehr verwirrt. Nach ein paar Wochen war diese Hürde aber so ziemlich gemeistert und meine Klassenkameraden meinten, dass ich „wie ein echter Frenchy“ reden würde (deren Worte, nicht meine).

 

Zu meinen Klassenkameraden kann ich nur Positives sagen. In meiner französischen Kleinstadt Plaisir (nur 25 Minuten von Paris entfernt!) besuchte ich das öffentliche „Lycée“. Das Lycée ist eine Schuleinrichtung für alle Schüler zwischen der zehnten und zwölften Klasse. Hier absolvieren die meisten Franzosen ihr „Bac“ (= Abitur). Ich war am Lycée in der elften Klasse, die in Frankreich „Première“ genannt wird. Ich fühlte dort immer sehr willkommen und sowohl Lehrer als auch Schüler waren äußerst nett zu mir und an Deutschland interessiert. Schon in meiner ersten Woche habe ich mehrere Freundschaften geschlossen und musste nie allein in der Mensa essen. Nach ungefähr einem Monat habe ich mit fünf Freunden eine feste Gruppe gebildet, dank der ich mich jeden Tag auf die Schule gefreut habe und das lustigste Schuljahr verbracht habe, das man sich wünschen kann. Sogar nach meiner Abreise hat sich nichts an dem innigen Verhältnis zwischen meinen engsten französischen Freunden und mir geändert.

 

Auch das Leben in Deutschland geht weiter

 

Der Preis für ein Jahr voller Spaß und Action war jedoch, meine Eltern und meine besten Freundinnen die ganze Zeit über nicht zu sehen und ihre Stimmen nur am Handy zu hören. Sehr schwierig war zum Beispiel, als ich zu Weihnachten nicht bei meinen Eltern war und den siebzehnten Geburtstag meiner besten Freundinnen nicht miterleben konnte.

 

Während eines Auslandsjahres steht man vor großen Herausforderungen – die allerdings durch unvergessliche Erlebnisse kompensiert werden. Unvergesslich waren zum Beispiel meine fast wöchentlichen Samstagsausflüge nach Paris – entweder mit der Gastfamilie, Freunden oder allein. Mein Lieblingsmoment in Frankreich war, als ich mit dem Theaterkurs meiner Klasse vor einem riesigen Publikum auf einer echten Theaterbühne aufgetreten bin. Ich glaube, ich war in meinem ganzen Leben nie so stolz auf mich als damals, als ich mich Hand in Hand mit meinen Freunden vor dem Publikum unter tosendem Applaus verbeugte.

 

Um diesen Bericht abzuschließen, möchte ich allen, die Lust auf ein Auslandsjahr haben, raten, den Schritt zu wagen. Egal, wie hart es manchmal werden kann, die Erfahrungen, Freundschaften und Erkenntnisse, die ihr über euer Gastland und euch selbst sammelt, sind jede Strapaze wert.

Meine Freundinnengruppe

Meine Freundinnengruppe

Meine Gastfamilie

Meine Gastfamilie

Auf der Bühne mit meinem Theaterkurs

Auf der Bühne mit meinem Theaterkurs

Unterwegs mit meiner Gastmutter

Unterwegs mit meiner Gastmutter

Miesmuscheln, eine Spezialität in Frankreich

Miesmuscheln, eine Spezialität in Frankreich

Mein Austausch in Frankreich

Mein Austausch in Frankreich

Der Eiffelturm in Paris

Der Eiffelturm in Paris