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Ausflug mit kanadischer Gastfamilie

The true North

Erfahrungsbericht von Maike, Austauschjahr in Kanada

Hallo, ich bin Maike, 16 Jahre alt und ich verbringe momentan mein Austauschjahr in Kanada. Am 3. September 2017 startete ich in mein Abenteuer. Ich verabschiede mich von meiner Familie und meinen engsten Freunden am Flughafen und hatte keine Ahnung, was mich im wahren Norden (wie es in der englischen Version der kanadischen Nationalhymne heißt) erwarten würde.

 

Ich lebe nun seit über sechs Monaten in St. Andrews, einer Kleinstadt an der Bay of Fundy, zusammen mit meiner Gastfamilie. Diese besteht aus meinen beiden Gasteltern, meiner 26-jährigen Gastschwester und meiner türkischen Gastschwester Ally. Ally und ich sind im gleichen Alter und sie ist meine engste Freundin geworden. Aufgrund des double-placements war ich anfangs nervös, aber es ist einfach nur eine grandiose Erfahrung, so viel über zwei Kulturen gleichzeitig zu erfahren. St. Andrews hat ca. 2000 Einwohner. Im Sommer halten sich hier aber wesentlich mehr Leute auf, da die kleine Stadt ein sehr beliebter Urlaubsort ist. Viele Besucher kommen zum Whale-Watching, welches wirklich eine tolle Erfahrung ist. Im Winter hingegen ist die Stadt ziemlich ausgestorben. Viele Restaurants und Einkaufsläden schließen, weshalb ich mit meiner Gastfamilie, wenn wir etwas unternehmen wollen, in die nächst größte Stadt oder in die USA fahre. Wir haben uns dort Eishockeyspiele angesehen, waren Shoppen und im Kino.

 

Meine Schule, die Sir James Dunn Academy, ist sehr klein. Middle und Highschool (Jahrgangsstufen 6-12) sind zusammengelegt und trotzdem wird die Schule nur von 180 Schülern besucht. 10% dieser Schüler sind Austauschschüler aus aller Welt. Ich habe neue Freunde aus Brasilien, Kolumbien, Mexico, der Türkei und auch Deutschland gefunden. Wir kommunizieren aber ausschließlich in English und manchmal vergesse ich ganz und gar, dass manchen von ihnen ebenfalls Deutsch sprechen. Ich verstehe mich sehr gut mit den anderen Austauschschülern. Es ist schön, sich mit Leuten auszutauschen, die genau das Gleiche erleben. Nach einigen Wochen hatte ich mir auch einen Freundeskreis mit kanadischen Schülern aufgebaut. Alle waren sehr freundlich und hilfsbereit, daher ist man leicht mit Leuten ins Gespräch gekommen. Außerdem hatte ich mit vielen meiner Mitschüler einen ähnlichen Stundenplan, sodass ich ebenfalls durch Gruppenprojekte Freunde gefunden habe.

 

Das kanadische Schulsystem unterscheidet sich sehr vom Deutschen. Ich habe täglich für ein Schulhalbjahr den gleichen Stundenplan, welchen ich selbst wählen konnte. Mein Schultag beginnt um 8:25 mit dem Spielen der kanadischen Nationalhymne und endet um 15:15 Uhr. Ich habe fünf Unterrichtsfächer und eine Mittagspause, wobei eine Schulstunde 70 Minuten lang ist. Neben den normalen Unterrichtsfächern, wie Englisch, Mathe und den Naturwissenschaften, konnte ich auch außergewöhnlichere Kurse wählen. Ein paar Beispiele sind Leadership, Entrepreneurship und Online Kurse. In Leadership haben wir uns die Charaktereigenschaften von verschiedenen Führungspersonen angesehen und diese ausgewertet. Außerdem sind wir auch in der Gemeinde aktiv geworden. Wir waren ehrenamtlich arbeiten und haben Schulstunden in der örtlichen Grundschule geleitet. In Entrepreneurship lernen Schüler, wie man ein Unternehmen leitet. Das Lernbeispiel ist eine Schulbäckerei, welche sie selbst während des Semesters betreiben. Online kann man verschiedene Kurse, welche nicht von der Schule angeboten werden, wählen. Da das kanadische Schulsystem nicht so anspruchsvoll wie das Deutsche ist, hatte ich keine Probleme Anschluss zu finden. Ich habe sogar noch einige Kurse nach dem Beginn des ersten Semesters gewechselt, da beispielsweise der Mathekurs für die 11. Jahrgangsstufe sehr einfach war. Nun besuche ich den Mathekurs für die 12. Jahrgangsstufe. Außerdem sind alle Lehrer sehr hilfsbereit und es stört sie nicht, Sachen mehrmals zu erklären, um für das Verständnis aller Schüler zu sorgen.

 

Auch das System der außerschulischen Aktivitäten unterscheidet sich sehr von dem in Deutschland. In den verschiedenen Jahreszeiten, hatten wir die Möglichkeit, an unterschiedlichen Sportarten teilzunehmen. Zum Beginn des Schuljahres wurden Cross Country und Fußball angeboten. Im Winter bin ich zu jedem Eishockeyspiel unseres Schulteams gegangen und habe mir auch einige Basketballspiele der Schulmannschaften angesehen. Nun bin ich Teil des Volleyball- und Badmintonteams. Außerdem werden einige meiner Freude und ich in einem Theaterstück, welches von der Schule organisiert wird, mitspielen. Das Training macht super viel Spaß und führt zu neuen Freundschaften.

 

Die Menschen hier sind sehr liebenswert und hilfsbereit. Ich hatte nie eine unschöne Situation, wenn ich jemanden gefragt habe, ob er das Gesagte noch einmal wiederholen könnte. Auf der Straße wird man von vielen Leuten gegrüßt und jeder wünscht einem einen schönen Tag. Außerdem entschuldigen sich Kanadier für alles sehr überschwänglich. Am Anfang hat mich dies etwas irritiert, aber nun sage ich ebenfalls ,,sorry’’ für jede Kleinigkeit. Im Allgemeinen sind Kanadier offener als wir in Deutschland, wodurch ich mich immer, wohin ich auch gehe, willkommen fühle.

 

Ich habe während meines Austauschjahres schon so viele neue Erfahrungen gesammelt und freue mich auf alle Momente, die ich hier noch erleben darf. Ein Auslandsjahr zu machen, würde ich als die beste Entscheidung meines Lebens bezeichnen. Ich habe so viele neue Eindrücke bekommen und so viel über mich selbst gelernt. Ich kann erklären, wie mein Leben in Kanada abläuft, aber um zu verstehen, was ich fühle, muss man es erlebt haben. Es ist nicht unbeschreiblich. Ich würde jedem empfehlen, den Schritt in ein Auslands(halb)jahr zu wagen.

Aussicht über Toronto

Aussicht über Toronto

Die Niagarafälle

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Auf einem Ausflug mit der Gastfamilie

Auf einem Ausflug mit der Gastfamilie

Im Escape-Room

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